Wir wissen, dass der Islam einerseits den Wettbewerb erlaubt und andererseits verlangt, dass das Ziel des Wettbewerbs „gut“ sein muss.
Aber was bedeutet das für dich als Unternehmer im Alltag?
Hier sind fünf grundlegende Prinzipien:
1. Achte darauf, dass es wirklich gut ist
Zunächst musst du sicherstellen, dass du auf eine Halal Art und Weise deinen Lebensunterhalt verdienst und in keiner moralisch fragwürdigen Branche tätig bist.
Agiere in Branchen, die produktiv sind und der Gesellschaft echten Mehrwert bieten.
Zum Beispiel durch die Bereitstellung grundlegender Güter oder Dienstleistungen, die für das reibungslose Funktionieren der Gesellschaft notwendig sind.
Vermeide Tätigkeiten in „Sündenindustrien“ wie Tabak, Alkohol, Glücksspiel oder bestimmte Bereiche der Finanz- und Rüstungsindustrie.
2. Strebe nach Gewinn, aber übertreibe es nicht
Ein schönes Beispiel für unternehmerisches Handeln zeigt uns ein Hadith des Propheten ﷺ:
Ein Mann von den Ansar kam zum Prophetenﷺ und bat um Hilfe.
Der Prophetﷺ fragte: „Hast du etwas zu Hause?“
Der Mann antwortete: „Ja, eine Decke, mit der wir uns zudecken und die wir unter uns ausbreiten und eine Schüssel, aus der wir trinken.“
Der Prophet ﷺ sagte: „Gib sie mir.“ Der Mann brachte sie, und der Prophet ﷺ nahm sie in die Hand und sagte: „Wer kauft diese beiden Sachen?“
Ein Mann sagte: „Ich kaufe sie für einen Dirham.“ Der Prophet ﷺfragte mehrmals: „Wer bietet mehr als einen Dirham?“ Ein anderer Mann bot zwei Dirham.
Der Prophetﷺ verkaufte die Sachen und gab die zwei Dirham dem Ansari. „Kauf Essen für deine Familie mit einem Dirham und eine Axt mit dem anderen und bringe sie mir.“
Der Mann tat es, und der Prophet befestigte einen Griff an der Axt und sagte: „Geh und sammle Brennholz. Ich will dich 15 Tage lang nicht sehen.“ Der Mann ging, sammelte Holz und verkaufte es.
Als er zurückkehrte, hatte er zehn Dirham verdient.
(Sunan Ibn Majah 2198)
Dieser Hadith zeigt, dass der Prophetﷺ keine Scheu hatte, in einem Auktion ähnlichen Szenario den Preis in die Höhe zu treiben.
Wir lernen daraus, dass es in Ordnung ist, zu verhandeln und mit anderen zu konkurrieren – das ist einfach Geschäft.
Gleichzeitig wissen wir aber auch, dass der Prophetﷺ gegen aggressive Geschäftspraktiken war:
„Möge Allah ﷻ dem gnädig sein, der beim Kaufen, Verkaufen und Zurückfordern seines Geldes nachsichtig ist.“
(Sahih al-Bukhari 2076)
3. Strebe nach Reichtum, aber priorisiere das Jenseits
In einem anderen Hadith hörten die Ansar, dass Kriegsbeute eingetroffen war und erschienen beim Prophetenﷺ nach dem Fajr-Gebet.
Als der Prophet ﷺ die Ansar sah, lächelte er und sagte: „Ich denke, ihr habt gehört, dass Abu ‘Ubaida etwas mitgebracht hat?“
Sie antworteten: „Ja, es ist so, O Gesandter Allahs!“ Er sagte: „Freut euch und hofft auf das, was euch erfreuen wird.
Bei Allah ﷻ, ich fürchte nicht, dass ihr arm sein werdet, sondern ich fürchte, dass euch weltlicher Reichtum zuteil wird, wie er denen vor euch zuteil wurde.
Ihr werdet um ihn konkurrieren, wie sie konkurrierten, und er wird euch zerstören, wie er sie zerstörte.“
(Sahih al-Bukhari 3158)
Hier warnt uns der Prophet vor den Gefahren des weltlichen Reichtums.
Doch vorher sagte er auch: „Freut euch“, was bedeutet, dass wir nach den guten Dingen in diesem Leben streben dürfen.
Aber wir sollten uns vor den Fallstricken in Acht nehmen.
In ähnlicher Weise sagt Allah ﷻ im Quran:
فَإِذَا قُضِيَتِ ٱلصَّلَوٰةُ فَٱنتَشِرُوا۟ فِى ٱلْأَرْضِ وَٱبْتَغُوا۟ مِن فَضْلِ ٱللَّهِ وَٱذْكُرُوا۟ ٱللَّهَ كَثِيرًۭا لَّعَلَّكُمْ تُفْلِحُونَ
Wenn das Gebet beendet ist, dann zerstreut euch im Land und strebt nach Allahs Gunst. Und gedenkt Allahs oft, damit ihr erfolgreich seid.
[Al-Jumu’ah – 62:10]
Das Gebet kommt zuerst, aber danach ist das Streben nach Reichtum eine gesegnete Handlung, der du nachgehen sollst.
4. Bleib ein guter Mensch
Als Unternehmer gibt es einige grundlegende ethische Prinzipien, die du nicht verletzen darfst.
Diese sind eigentlich offensichtlich, deswegen gehe ich hier nur kurz darauf ein:
Der Prophet ﷺ sagte:
„Wer betrügt, ist nicht von uns.“
(At-Tirmidhi 1315)
Achte darauf, dass du bei deinen Geschäften ehrlich bist und keine wesentlichen Informationen vor dem Käufer zurückhältst oder Mängel verschweigst.
Sei immer ehrlich in deinem Handeln und deinen Worten.
Der Wettbewerb kann uns manchmal zu unüberlegten Handlungen verleiten, doch das darf uns nicht dazu bringen, unsere Werte zu verletzen.
5. Strebe nach Perfektion
Der Prophet ﷺ sagte:
„Allah liebt es, wenn jemand seine Aufgabe mit Exzellenz (Itqan) erfüllt.“
(Sahih Muslim)
Wettbewerb kann große Fortschritte für die Menschheit bringen, weil das Konkurrieren mit einem würdigen Mitbewerber unsere Arbeitsmoral und geistigen Fähigkeiten anspornt wie nichts anderes.
Deshalb nutze den Wettbewerb als Ansporn, deine Arbeit zu perfektionieren und nach dem Maßstab von Itqan zu handeln, wie es der Hadith beschreibt.
Das heißt nicht, dass du perfektionistisch sein sollst!
Du sollst auch nicht kopieren, was andere tun, sondern vielmehr danach streben, es zu verbessern oder einen neuen Weg zu gehen, um bessere Ergebnisse zu erzielen.
Zu oft entscheidet sich die muslimische Unternehmergemeinschaft für den einfachen Weg des Kopierens anstatt für Innovation und Exzellenz.
Wie sieht jetzt der Wettbewerb für Institutionen der islamischen Wirtschaft aus?
Wir haben bereits besprochen, wie der Islam Wettbewerb im Allgemeinen versteht.
Nun wollen wir uns mit dem Wettbewerb zwischen Institutionen in der islamischen Wirtschaft beschäftigen.
Ich gebe dir dafür ein Beispiel:
MEB ist eine Unternehmensberatung und im DACH-Raum gibt es viele weitere Beratungsfirmen.
Auf einer gewissen Ebene konkurrieren wir alle um die gleichen Dinge:
- Aufmerksamkeit/Reichweite
- Einfluss
- neue Kunden
- Umsatz
Ebenso konkurrieren islamische Wohltätigkeitsorganisationen im Grunde um die gleichen Dinge:
- Aufmerksamkeit/Reichweite
- Helfer
- Spenden
Das Besondere an diesem Wettbewerb ist, dass viele dieser Organisationen ähnliche Ziele verfolgen, wie „Halal Investitionen für Muslime zu ermöglichen„ oder „vertrauenswürdige Wohltätigkeitslösungen für Spender bereitzustellen“.
In Wirklichkeit sollte es keine Rolle spielen, ob ein Kunde, Spender oder Investor dein Unternehmen wählt oder die eines Mitbewerbers, solange das Ziel erreicht wird.
Wichtig ist, dass das Gute erreicht wird – unabhängig davon, durch welchen Anbieter.
Auch wenn dies grundsätzlich wahr ist, gibt es dennoch einige kritische Punkte, die du beachten solltest:
- Wettbewerb fördert Fortschritt
Mehrere konkurrierende Anbieter, die ähnliche Lösungen anbieten, sind in der islamischen Wirtschaft aus denselben Gründen vorteilhaft wie der Wettbewerb in anderen Bereichen:
Du siehst schnellere Fortschritte, bessere Preise und besseren Service.
- Risiko der Monopolstellung
Wenn nur eine einzige Institution eine Lösung anbietet und dieser etwas zustößt, leidet die gesamte Gemeinschaft.
- Spezialisierung und Vielfalt
„Islamische Finanzen „und „islamische Wohltätigkeit „sind extrem breit gefächerte Bereiche. Daher spezialisieren sich bestimmte Institutionen oft auf eine Nische und stechen darin hervor. Obwohl es Überschneidungen geben kann, erlaubt die spezielle Positionierung eine breitere Vielfalt an Produkten und Dienstleistungen in der gesamten Branche.
Wie du siehst, bringt der Wettbewerb zwischen Institutionen in der islamischen Wirtschaft Vorteile für die gesamte Gesellschaft.
Es ist jedoch nur für alle von Vorteil, wenn die folgenden Prinzipien eingehalten werden:
1. Zusammenarbeit im Guten
Allah ﷻ sagt im Quran:
وَتَعَاوَنُوا۟ عَلَى ٱلْبِرِّ وَٱلتَّقْوَىٰ ۖ وَلَا تَعَاوَنُوا۟ عَلَى ٱلْإِثْمِ وَٱلْعُدْوَٰنِ ۚ وَٱتَّقُوا۟ ٱللَّهَ ۖ إِنَّ ٱللَّهَ شَدِيدُ ٱلْعِقَابِ
Und helft einander in Güte und Gottesfurcht, aber nicht in Sünde und Übertretung. Und fürchtet Allah; siehe, Allah ist streng im Bestrafen.
[Al-Ma’idah – 5:2]
In der Praxis bedeutet es, dass alle Beteiligten im Bereich der islamischen Wirtschaft oder Wohltätigkeit aufeinander achten sollten.
Es sollte eine Atmosphäre der Zusammenarbeit herrschen.
Verschiedene Parteien, die zusammenarbeiten und gegenseitige Ziele verfolgen, sollten gefördert und aktiv unterstützt werden.
2. Vermeide Verleumdung und üble Nachrede
In einer anderen Stelle im Quran sagt Allah ﷻ:
يَـٰٓأَيُّهَا ٱلَّذِينَ ءَامَنُوا۟ ٱجْتَنِبُوا۟ كَثِيرًۭا مِّنَ ٱلظَّنِّ إِنَّ بَعْضَ ٱلظَّنِّ إِثْمٌۭ ۖ وَلَا تَجَسَّسُوا۟ وَلَا يَغْتَب بَّعْضُكُم بَعْضًا ۚ أَيُحِبُّ أَحَدُكُمْ أَن يَأْكُلَ لَحْمَ أَخِيهِ مَيْتًۭا فَكَرِهْتُمُوهُ ۚ وَٱتَّقُوا۟ ٱللَّهَ ۚ إِنَّ ٱللَّهَ تَوَّابٌۭ رَّحِيمٌۭ
O ihr, die ihr glaubt, meidet vieles von den (bösen) Mutmaßungen. Siehe, manche Mutmaßung ist Sünde. Und spioniert nicht und redet nicht schlecht übereinander hinter dem Rücken. Würde einer von euch gern das Fleisch seines toten Bruders essen? Ihr würdet es verabscheuen. Und fürchtet Allah, siehe, Allah ist Reue annehmend und barmherzig.
[Al-Hujurat – 49:12]
Üble Nachrede ist eine schwere Sünde im Islam. In einer ähnlichen Weise sagte der Prophet Muhammad ﷺ:
„Der wahre Arme meiner Ummah wird derjenige sein, der am Tag der Auferstehung mit Taten des Gebets, Fastens und der Wohltätigkeit erscheint, aber dennoch arm ist, weil er andere beleidigt, Verleumdungen verbreitet und unrechtmäßig das Vermögen anderer verzehrt hat.“
(Sahih Muslim 2581)
Beim Konkurrieren können die Dinge hitzig werden und es kann dazu führen, dass Unternehmen oder Hilfsorganisationen anfangen, hinter dem Rücken anderer schlecht zu reden.
Du solltest dabei allerdings nur objektive Aussagen treffen, die erklären, warum dein Angebot in einem bestimmten Kontext dem deiner Mitbewerber überlegen ist.
Diese Aussagen sollten niemals persönlich werden, niemals die Absichten anderer in Zweifel ziehen und stets respektvoll bleiben.
3. Fehlgeleitete Leute korrigieren und auf den richtigen Weg helfen
Unser Prophet ﷺ sagte:
„Hilf deinem Bruder – sei er ein Unterdrücker oder ein Unterdrückter.“
(Sahih al-Bukhari 2444)
Damit ist gemeint, dass du deinen Bruder, wenn er ein Unterdrücker ist, daran hindern solltest, Unrecht zu tun.
In einer anderen Überlieferung lehrt uns, der Prophet ﷺ:
„Derjenige, der zum Guten führt, ist wie der, der es tut.“
(Sahih Muslim 1893)
Wettbewerber in der islamischen Wirtschaft sollten einander unterstützen und bei Fehlern Ratschläge und Hilfestellungen geben.
Das ist manchmal schwer, denn wenn du siehst, dass ein Konkurrent einen Fehler macht, liegt es nahe, diesen zu deinem Vorteil auszunutzen.
Doch es zeugt von einem edlen Charakter, wenn du dieser Versuchung widerstehen und deinem Konkurrenten helfen kannst zu wachsen und sich zu verbessern.
Fazit
Jetzt weißt du, wie der Wettbewerb in der islamischen Wirtschaftspraxis umgesetzt werden kann.
Du hast gelernt, dass der Islam den Wettbewerb / das Konkurrieren erlaubt, solange es für etwas Gutes erfolgt und fair bleibt.
Praktische Prinzipien für dich als Unternehmer umfasst, dass du sicherstellst, in einem erlaubten Bereich tätig zu sein, den Wettbewerb mit Integrität zu führen, auf Wohlstand abzuzielen, mit dem Jenseits im Auge und dem Bestreben nach Perfektion strebt.
Besonders Unternehmen und Organisationen der islamischen Wirtschaft sollten gut miteinander zusammenarbeiten, Rücksicht aufeinander nehmen und Fehltritte korrigieren.
Das Ziel ist es, von diesen Einsichten zu profitieren und Verbesserungen in der Praxis zu erzielen.
Dieser Artikel richtet sich in erster Linie an uns selbst und wir haben viele Praktiken entdeckt, an denen wir als Unternehmen und als Individuen arbeiten können, um uns zu verbessern.
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